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Die Memel

Kulturgeschichte eines europäischen Stromes

Erschienen am 13.09.2010, 3. Auflage 2010
19,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783886809301
Sprache: Deutsch
Umfang: 368 S., mit Abbildungen und Farbbildteil
Format (T/L/B): 3.3 x 20.5 x 13 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

An den Ufern der Geschichte Drei Länder und nahezu tausend Kilometer bewältigt die Memel zwischen ihrer Quelle und ihrer Mündung im ehemaligen Ostpreußen. In seinem neuen Buch schildert Uwe Rada den enormen kulturellen und historischen Reichtum dieses europäischen Stromes. Ein Muss für alle, die sich für die Geschichte und Gegenwart Osteuropas interessieren. Für die einen ist sie das Symbol einer untergegangenen Geschichtslandschaft – der Strom Ostpreußens. Für andere symbolisiert sie das Zusammenleben von Deutschen und Litauern, Polen und Weißrussen, Russen und Juden in der Zeit vor den großen Verfolgungen des 20. Jahrhunderts: Die Memel hat mit ihrer multikulturellen Vergangenheit weite Teile Europas bis in unsere Zeit geprägt. Uwe Rada folgt dem historisch-geographischen Lauf dieses magischen Flusses von Minsk bis ins Kurische Haff und lässt die Städte und Landschaften beiderseits des Flusses lebendig werden. Er begegnet Kaufleuten, Fischern und Flößern, berichtet von der Nationalisierung der Memel, von Flucht, Vertreibung und Neubeginn, und er zitiert Gedichte und Romane, die entlang der Memel spielen. Eine bildreiche Reise entlang dieses faszinierenden Stromes.

Autorenportrait

Uwe Rada, geboren 1963, ist Redakteur der »taz« und Buchautor. Er lebt in Berlin. Für seine publizistische Arbeit hat er verschiedene Stipendien und Preise erhalten, unter anderem von der Robert-Bosch-Stiftung und dem Goethe-Institut. Er hat mehrere Bücher zur Geschichte Osteuropas veröffentlicht, zuletzt »Die Memel« (Siedler 2010).

Leseprobe

Weder Maas noch Memel Die Deutschen und ihr verlorener Strom Nichts deutet darauf hin, dass im R?cken des Fotografen Tilsit liegt, Ostpreu?ns zweitgr??e Stadt. Es war die Abgeschiedenheit und landschaftliche Sch?nheit Ostpreu?ns, die Walter Engelhardt Anfang der drei?ger Jahre veranlasste, von Th?ringen an den ?stlichen Rand des Reiches zu ziehen. Tilsit wurde der Ausgangspunkt seiner Streifz?ge mit der Kamera durch das ?Land der vielen Himmel?. Seine Frau hat diese Fotos 1945 auf die Flucht mitgenommen und nach Th?ringen gerettet. Ostpreu?n. Auch wer nie da war, kennt die Bilder. Herausgeputzte D?rfer und schattige Alleen, ?ber die sich ein weiter Himmel spannt; Pferdefuhrwerke und Bauern auf den Feldern; K?nigsberg mit dem Dom und den K?en auf dem Pregel; die Seenlandschaft Masurens; Menschen vor ihren H?ern, die Frauen mit Kopft?chern, die Kinder oft barfu? Ostpreu?n war, wie es Marion Gr?n D?nhoff formulierte, ?eine Welt, die noch von der Natur bestimmt war und von einer gewissen Ehrfurcht, die inzwischen der gedankenlosen und unbarmherzigen Hybris des Menschen zum Opfer gefallen ist?. Doch nicht nur dem technischen Fortschritt fiel dieses Ostpreu?n zum Opfer, sondern auch der Geschichte. Mit der Flucht und Vertreibung von 2,2 Millionen der ehemals 2,5 Millionen Bewohner endet in den Jahren nach 1945 das 700 Jahre w?ende Kapitel der Deutschen in der ostpreu?schen Geschichte. Insgesamt werden aus dem deutschen Osten, aus Ostpreu?n und Westpreu?n, aus Pommern und Schlesien, aus dem Posener Land und den Sudeten 14 Millionen Menschen vertrieben. All das, wovon Marion Gr?n D?nhoff in ihrem Buch Namen die keiner mehr nennt spricht, ist seitdem Vergangenheit, eine versunkene Welt, bestenfalls noch abrufbar auf den Schwarz-Wei?Fotografien, die geblieben sind: ?ein gro?r Himmel (.), bescheidene D?rfer, Kopfsteinpflaster, Sonnenblumen im Vorgarten, G?e auf den Stra?n?. D?nhoff bezeichnet ihre Schrift als ?Buch des Abschieds?. Es ist ein Abschied von einer Welt, ?in der die Jahreszeiten den Rhythmus des Lebens noch ganz unmittelbar bestimmten: das weidende Vieh auf sommerlichen Wiesen, Regenwolken ?ber leeren Stoppelfeldern, der Schrei der Wildg?e, die im Fr?hjahr gen Norden ziehen, der Ruf der H?r im herbstlichen Geh?lz, die Fuchsspur im frisch verschneiten Wald?. Es sind Autoren wie Marion Gr?n D?nhoff oder Christian Graf von Krockow, aber auch Schriftsteller wie Johannes Bobrowski oder Siegfried Lenz, die den nachfolgenden Generationen die Bilder Ostpreu?ns erhalten haben. Zu diesen Bildern geh?ren auch die Fotografien des K?nigsberger Denkmalamtes aus den Jahren 1880 bis 1943, die der 1934 im ostpreu?schen J?ack geborene Schriftsteller Arno Surminski ver?ffentlicht hat. In ihnen wird die ?versunkene Landschaft? noch einmal lebendig, nicht nur f?r jene, die sie einst mit eigenen Augen gesehen haben, sondern auch denen, die sie nur vom H?rensagen kennen. Eines aber sucht man in dem Bilderreigen vergeblich: eine W?rdigung der Memel. In all den Erinnerungen, Fluchtberichten, Bildb?en, die sich seit der Wende zu Dutzenden auf den B?chertischen stapeln, kommt der gr??e Strom Ostpreu?ns allenfalls am Rande vor. Nicht einmal das Ostpreu?sche Landesmuseum in L?neburg widmet ihm ein eigenes Kapitel. Beinahe scheint es, als sei die Memel im Erinnern der Deutschen an ihre einst ?stlichste Provinz gar nicht eingeschlossen, als w?rden der Strom und mit ihm St?e wie Tilsit, Ru?und Memel ein zweites Mal in Vergessenheit geraten. Ein Grund f?r diese Fehlstelle mag in der erinnerten Topografie Ostpreu?ns liegen. Anders als der Pregel mit seinen Quellfl?ssen Inster und Angerapp floss die Memel nicht durch die Mitte Ostpreu?ns - und damit mitten durch seine einzige Metropole K?nigsberg -, sie streifte die Provinz lediglich im Norden. Hinzu kam, dass das deutsche Ordensland, aus dem sp?r das Herzogtum Preu?n und die deutsche Provinz Ostpreu?n hervorgingen, an seinen R?er seit jeher ein ethnisch, kulturell und religi?s gemisch

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