0

Dyskalkulie - Kindern mit Rechenschwäche wirksam helfen (Kinder fordern uns heraus)

Kinder fordern uns heraus

Erschienen am 28.10.2008
15,00 €
(inkl. MwSt.)

Nachfragen

In den Warenkorb
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608945973
Sprache: Deutsch
Umfang: 237 S.
Format (T/L/B): 2 x 20.6 x 12.5 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Wird eine Rechenschwäche erkannt, befindet sich das Kind in der Regel längst in einem Teufelskreis: Von den eigenen Fehlern irritiert, durch schlechte Mathematiknoten frustriert, beginnt es zunehmend, das Rechnen abzulehnen und seine Anstrengungen auf andere Fächer zu konzentrieren. Gleichzeitig wächst die Belastung in der gesamten Familie. Die emotionale Verstrickung zwischen dem überforderten Kind und den besorgten und fordernden Eltern läßt sich kaum auflösen. Das täglich notwendig erachtete gemeinsame Üben endet häufig in Tränen, auch Nachhilfeunterricht kann das Problem selten beheben. Wichtig ist die Erkenntnis, daß es sich nicht um eine generelle Beeinträchtigung der Intelligenz, sondern um eine Minderleistung auf einem einzelnen Gebiet handelt, nämlich dem der Mathematik. Was aber kann dagegen getan werden? Der Autor zeigt mit viel Einfühlungsvermögen und Sachverstand Wege auf, die eingeschlagen werden können. Hierbei ist wichtig, daß auf Schuldzuweisungen an Elternhaus oder Schule verzichtet wird und alle Beteiligten sich an den Bedürfnissen und Besonderheiten der betroffenen Kinder orientieren.

Leseprobe

7. Fördermöglichkeiten Das Ziel jeder Förderung sollte sein, einem Kind ein glücklicheres Leben zu ermöglichen. Aber überprüfen Sie erst einmal Ihre eigenen Motive! Wollen Sie das Kind fördern, damit es in seinem Selbstwertgefühl gestärkt wird? damit es mehr Freizeit hat, weil die Hausaufgaben nicht mehr so lange dauern? damit die Spannungen in seinem Umfeld nachlassen, die durch die Rechenschwäche verursacht werden? damit es den Teil der Mathematik versteht, der im täglichen Leben auftritt? damit es eine erweiterte Sicht auf die Welt hat und mehr Interessen ausbilden kann? damit seine soziale Akzeptanz gesichert wird (besonders in der Schule)? damit es in seiner späteren Berufswahl möglichst wenig eingeschränkt ist? damit es sich in der zunehmend technisierten Welt zurechtfindet? Dieses sind alles gute Ziele, denn hier steht das Wohl des Kindes (und späteren Erwachsenen) im Vordergrund. Leider zeigt es sich jedoch immer wieder, dass es auch andere Gründe gibt, warum Eltern oder Lehrkräfte die Kinder gerne fördern möchten: weil es eine Schande für die Familie wäre, wenn das Kind auf die Hauptschule kommt, weil es doch nicht sein kann, dass ausgerechnet mein Kind eine Rechenschwäche hat, weil das Kind später einmal einen bestimmten Beruf ausüben soll, weil das Kind keine Fünf im Zeugnis haben soll, damit es ruhiger wird und die Klassenatmosphäre nicht mehr stört, weil das Kollegium deswegen bereits über mich redet. Seien Sie bitte ehrlich: Falls Sie auch in dieser Liste Gründe für eine Förderung des Kindes entdecken, müssen Sie unbedingt an Ihrer Einstellung arbeiten. Diese Ziele sind nicht zum Wohl des Kindes und das Kind wird dies bewusst oder unbewusst merken. Die ersten vier Punkte sind ein Zeichen für häuslichen Leistungsdruck. Jede Förderung sollte sich am Wohle des Kindes orientieren und nicht an Ihrem! Sie sollten sich als Leser - der offenbar in Erwägung zieht, selbst etwas für die Förderung eines Kindes zu tun - immer bewusst sein, dass Sie als handelnde Person große Verantwortung tragen. Sie bestimmen die Ziele der Förderung und die einzelnen Fördermaßnahmen. Dazu sollten Sie sich erst einmal bewusst machen, warum Ihrer Meinung nach eine Förderung überhaupt nötig ist. Sie tragen die Verantwortung, die Wirksamkeit der von Ihnen getroffenen Maßnahmen kritisch zu beurteilen. Nehmen Sie im Zweifelsfall immer professionelle Hilfe in Anspruch! 7.1 Fördermöglichkeiten zu Hause Die meisten Eltern sind bereits auf irgendeine Weise leidgeprüft, wenn es um ihre Kinder und die Mathematik geht. Deswegen sollten Sie bisherige Verhaltensweisen in Frage stellen, wenn es um Sie, Ihre Kinder und die Matheprobleme geht. Das bedeutet: Erklären Sie nichts in der Hoffnung, dass das Kind es sofort versteht. Wenn Sie spüren, dass die Stimmung während der Arbeit mit dem Kind umschlägt, hören Sie bitte auf, ohne auf das Kind böse zu sein. Helfen Sie dem Kind nur dann mit den Hausaufgaben, wenn es Sie dazu auffordert. Arbeiten Sie mit dem Kind nicht an aktuellem Schulstoff, es sei denn, Sie helfen ihm bei den Hausaufgaben. Die Note in einer Klassenarbeit sagt nichts aus über die Mühe, die sich das Kind gegeben hat. Insbesondere der erste Punkt ist hier für Sie als Eltern wichtig. Es passiert in den seltensten Fällen, dass ein Kind auf Anhieb etwas so versteht, wie jemand anderes es ihm erklärt. Die Grundlage für wirkliches Verständnis ist die Verknüpfung von Erfahrungen mit vorherigen Erlebnissen. Erklärungen von Außenstehenden wirken nur dann, wenn sie Erfahrungen ermöglichen, die das Kind (mit oder ohne Hilfe der Lehrpersonen) mit bereits Bekanntem in Verbindung bringen kann. Ihre Aufgabe als Eltern sollte sich daher darauf konzentrieren, dem Kind vielfältige Erfahrungen zu ermöglichen, die als Grundlage für das Lernen von Mathematik dienen können. Besonders intensiv werden Erfahrungen verarbeitet, die in irgendeiner Form außergewöhnlich sind. In den nachfolgenden Abschnitten werden einige gezielte 'Lernübungen' und Spiele vorgestellt, die die grundlegenden Fähigkeiten 'Strukturen erkennen und benutzen', 'argumentieren', 'Analogien bilden' und 'mentale Operationen' schulen, am Entstehen des Kardinalzahlverständnisses mitwirken, Themen innerhalb der Mathematik unterstützen oder vorbereiten. 7.1.1 Sachen auseinander nehmen Die Idee ist ganz einfach: Legen Sie Schraubenzieher, Zange, Hammer, Pinzette, Schere, Nagelschere und andere Werkzeuge bereit. Holen Sie Stifte und Papier und bereiten Sie Eltern sollten Erfahrungen ermöglichen eine große Fläche (Tisch, Arbeitsplatte, Fußboden) vor. Wenn Sie eine Digitalkamera besitzen, kann diese zur schnellen Dokumentation eingesetzt werden. Eine Lupe wäre eine nützliche Ergänzung. Und dann kann es losgehen: Alles, was Sie noch brauchen, ist ein Gegenstand, von dem das Kind gerne wissen will, wie er funktioniert. Die Notizen auf dem Blatt sollen dazu dienen, dass das Kind die Ergebnisse seinen Freunden oder anderen Familienmitgliedern erklären kann. Sie können mit dem Kind zusammen auch einen Forschungsordner anlegen, in welchem alle Blätter abgeheftet werden. Natürlich kann an dieser Stelle keine exakte Vorgehensweise angeboten werden. Sie sollten aber mit dem Kind vorher eine oder mehrere zu untersuchende Fragestellungen festlegen, die das Kind wirklich interessieren. Nehmen wir als Beispiel einen alten Toaster. Eine für Kinder interessante Frage könnte sein, warum der Toast drin bleibt, wenn der Hebel gedrückt wird, und wieso der Toast dann von alleine wieder herauskommt. Seien Sie ehrlich: Wissen Sies? Übernehmen Sie ruhig das Aufschreiben aller Gedanken, wenn das Kind sich ausschließlich auf das Auseinandernehmen konzentrieren will. Besprechen Sie mit dem Kind jeden Schritt! Dabei soll das Kind begründen, warum es genau so vorgehen will. ('Das machen wir so. Warum glaubst du, dass das eine gute Idee ist?') Machen Sie sich mit dem Kind nach jedem Schritt Gedanken darüber, ob es neue Erkenntnisse gibt! ('Was haben wir jetzt schon herausgefunden?') Fragen Sie immer wieder, ob Sie (bzw. das Kind) etwas notieren oder ein Bild machen/Zeichnung malen sollen! Stellen Sie Zwischenfragen! ('Was ist das hier denn?' oder 'Wo hast du das Teil denn her?') Beantworten Sie Fragen des Kindes immer wahrheitsgemäß! Wenn Sie z.B. über die Funktionsweise eines Transistors nichts wissen, dann sagen Sie: 'Das nennt sich Transistor und ist irgendein elektrisches Teil. Ich weiß aber nicht genau, was Transistoren sind und wie sie funktionieren. ' Wenn Sie eine Frage nicht ausreichend beantworten konnten, bieten Sie dem Kind an: 'Wir können uns das ja aufschreiben und nachher mal jemanden suchen, der uns das sagen kann. Wollen wir das so machen? ' Aus der Klärung solcher Fragen kann man wieder kleine 'Projekte' gestalten, in deren Verlauf man mit dem Kind nach geeigneten Leuten sucht oder im Internet recherchiert. Untersuchen Sie mit dem Kind zusammen auch die Eigenschaften der Materialien und machen Sie sich mit dem Kind Gedanken darüber. Wenn Sie die ursprüngliche Fragestellung mit dem Kind geklärt haben, präsentieren Sie zusammen mit dem Kind die Ergebnisse einer interessierten dritten Person. Beachten Sie bitte folgende Punkte: Die Lernübung 'Sachen auseinander nehmen' kann mehrere Tage oder Wochen dauern. Arbeiten Sie so, dass keine Verletzungsgefahr besteht! Erklären Sie Sicherheitsmaßnahmen wie Schutzbrillen oder Schutzhandschuhe, die auch bei der Arbeit mit Plastikteilen sinnvoll sind! Plastik kann zu scharfen Splittern brechen. Zerlegen Sie nie ein eingestecktes elektrisches Gerät. Stecken Sie ein teilweise zerlegtes Gerät nie in die Steckdose. Entfernen Sie vor dem Zerlegen Batterien. Entsorgen Sie das Gerät dort, wo Sie es auch vor dem Auseinandernehmen entsorgt hätten. Das Zerlegen aller Geräte ge... Leseprobe

Schlagzeile

Wie kann Kindern mit Rechenschwäche geholfen werden?

Weitere Artikel aus der Kategorie "Ratgeber/Lebenshilfe, Alltag/Familie"

Alle Artikel anzeigen